Trubel auf der Plaza San Lorenzo

Die Plaza San Lorenzo war der Mittelpunkt des Barrio Dorado, einem lauten, bunten, chaotischen Stadtteil mitten in der spanischen Hauptstadt Madrid. Die ersten Sonnenstrahlen krochen in diesem Augenblick vorsichtig über die Dächer, während Händler ihre Stände aufbauten. Aus einem kleinen Radio an einem dieser Stände dudelte ein fröhlicher Flamenco-Song, und der Duft von frisch gebratenen Churros und anderen Leckereien lag in der Luft.
Leo Flores balancierte eine riesige Tüte Zucker auf seiner Schulter und war darüber überhaupt nicht glücklich. »Warum muss ich immer die schweren Sachen schleppen?«, brummte er vor sich hin, während er vorsichtig auf die Stufe vor der Churrería seiner Großeltern trat.
»Weil du die stärksten Arme im Viertel hast!«, rief seine Abuela vergnügt aus der Küche.
Leo verzog das Gesicht. Es war nicht gerade ein Kompliment, wenn man bedachte, dass seine Großmutter ihn regelmäßig beim Armdrücken besiegte.
Doch er wusste, warum heute so viel zu tun war: Das große, mehrtägige Stadtteilfest stand vor der Tür. Es war das Ereignis des Jahres im Barrio Dorado. Seit Wochen liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren, und die Plaza war bereits für die kommenden Tage festlich geschmückt mit Lichterketten, Girlanden und Bannern. Auf diesen prangte in bunten Buchstaben »Fiesta del Barrio.« Am Abend würde Rosa de la Vega, die legendäre Flamenco-Gitarristin, auftreten. Das war der Auftakt und gleichzeitig Höhepunkt des Festes, auf den bereits alle hin fieberten.
»Denk daran, als Nächstes die zweite Fritteuse aufzubauen, Leo. Heute wird viel los sein«, rief Abuela noch hinterher.
Leo verdrehte die Augen, grinste aber. Das Stadtfest bedeutete Stress, aber auch Spaß. Und jede Menge Churros.
Kaum hatte er die Zuckertüte im Inneren der Churrería abgestellt, hörte er von draußen eine vertraute Stimme: »Hey, Muskelprotz, du hast Zucker in den Haaren!«
Großartig.
Leo trat nach draußen, wo Cami Vega mit einem dicken Grinsen im Gesicht auf ihn zulief. »Denkst du nicht, dass mir das steht?«, konterte er und wuschelte sich durch die Haare, sodass ein feiner Nebel aus Zucker auf die Pflastersteine der Plaza rieselte.
»Definitiv. Vielleicht solltest du noch Glitzer hinzufügen. Dann bist du bereit für die Bühne.«
»Oder für den Karneval.« Mateo Rojas, der Dritte in ihrer Runde, tauchte hinter Cami auf, seinen Fußball lässig unter den Arm geklemmt. »Ich habe gehört, die brauchen noch Clowns für die Parade.«
»Sehr witzig«, schnappte Leo und griff nach Mateos Ball. Dieser sprang jedoch blitzschnell mit einem breiten Grinsen im Gesicht zurück.
»Ich bin ja schon so aufgeregt!«, unterbrach Cami die kleine Kabbelei. »Endlich ist das Stadtteilfest und Rosa de la Vegas großer Auftritt.«
Mateo pfiff beeindruckt. »Die Flamenco-Legende? Mit der berühmten Gitarre?«
Leo nickte. »Die aus der Werbung. Meine Abuela hat mir schon vor Tagen davon erzählt. Anscheinend ist ihre Gitarre sehr alt und wertvoll.«
»Vielleicht dürfen wir sie ja mal begutachten?«, äußerte sich Mateo, bevor er sich einen der frisch zubereiteten Churros von der Theke schnappte.
»Finger weg!«, rief Leo, aber zu spät. Mateo hatte bereits zugebissen. »Wenn Abuela das sieht, bist du dran. Mit ihr ist heute nicht zu spaßen, weil so viel zu tun ist.«
»Oh, komm schon. Sie mag mich.« Mateo zwinkerte. »Ich bin schließlich ihr Lieblingskunde.«
»Ihr Lieblingsschnorrer vielleicht«, murmelte Leo, aber auch er musste grinsen. Niemand konnte Mateo wirklich lange böse sein.
Während sich die drei Freunde unterhielten, beobachteten sie, wie sich die Plaza langsam mit Menschen füllte. Händler riefen ihre Waren aus, Kinder jagten einander um die Stände und ein Straßenkünstler jonglierte mitten zwischen den Ständen mit farbenfrohen Bällen.
»Das wird ein großartiger Tag.« Cami war voller Vorfreude. »Und wer weiß? Vielleicht wird’s sogar spannend.«
Keiner der drei ahnte, wie recht sie damit haben sollte.
Ein plötzlicher Aufschrei ließ sie alle in eine Richtung sehen. »Pepa! Nicht schon wieder!«
Ein kleiner Junge rannte verzweifelt über die Plaza, während vor ihm eine zierliche, grau-getigerte Katze mit einem leuchtend gelben Halsband über die Marktstände sprang. Sie stieß mit ihrer Pfote einen Stapel Servietten herunter, schnappte sich ein Stück Schinken von einem Tapas-Teller und verschwand in einer einzigen, geschmeidigen Bewegung auf eine Markise.
»Schon wieder diese Katze«, seufzte Leo. »Was ist das nur für ein Biest?«
»Ich glaube eher, ein Genie in Katzengestalt«, erwiderte Cami bewundernd. Sie kramte in ihrem Rucksack, zog ein Tablet hervor und tippte darauf herum. Kurz darauf lief auf dem Bildschirm ein Livestream von Pepas Eskapaden auf der Plaza. »Ich habe ihr neulich eine Minikamera an das Halsband gehängt. Schaut mal, sie erkundet gerade das Dach der Bäckerei.«
»Du benutzt eine Katze zum Spionieren?«, fragte Mateo mit erhobener Stimme. »Das ist genial. Und unheimlich.«
»Nenn es Vorbereitung«, erwiderte Cami unbeeindruckt und tippte auf ihrem Tablet herum, während die Kamera an Pepas Halsband Bilder in Echtzeit übertrug. »Man weiß nie, wann eine Katze dir eine wichtige Spur liefert.«
»Die einzige Spur, die sie hinterlässt, sind zerstörte Churros und geklauter Schinken«, grummelte Leo. Er konnte sich noch gut daran erinnern, was für ein Chaos die Katze vor ein paar Tagen angerichtet hatte. Nur für einen winzigen Moment hatte er die Theke für den Außenverkauf der Churrería unbeaufsichtigt gelassen, während seine Großmutter in der Backstube stand.
In diesem Moment fuhr ein großes schwarzes Auto um die Ecke und überquerte das Kopfsteinpflaster der Plaza langsam. So ein elegantes Fahrzeug verirrte sich nur selten auf die Plaza San Lorenzo, und die Geräusche der Menschen verstummten fast augenblicklich. Wie auf Kommando wandten sich alle Anwesenden um und blickten gebannt zum Wagen.
»Das muss sie sein! Rosa de la Vega«, flüsterte Cami und tippte auf ihr Tablet, um ein Foto zu machen.
»Das Auto allein sieht teurer aus als alles zusammen, was sonst durch das Barrio Dorado fährt«, murmelte Leo, als es gar nicht weit weg von den drei Freunden zum Stehen kam.
Kurz darauf öffnete sich die Tür zur Rückbank, und eine Frau stieg aus. Sie trug eine leuchtend rote Bluse mit einem schwarzen, langen Rock. Die dunklen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Bewegungen waren geschmeidig, wie die einer Tänzerin, und ihre goldenen Ohrringe funkelten im Sonnenlicht. Mit einem Lächeln nickte sie den Umstehenden zu.
Rosa de la Vega, die berühmte Flamenco-Gitarristin.
»Wow«, hauchte Mateo. »Sie sieht aus wie eine Königin.«
Hinter ihr erschien ein Mann mit strengem Gesicht und einem Aktenkoffer. Er trug einen grauen Anzug, der so steif wirkte, dass er in der Hitze Madrids völlig fehl am Platz war.
»Das ist bestimmt ihr Manager«, flüsterte Cami. »Er sieht so aus, als würde er gleich jemanden beschimpfen.«
»Als hätte er heute Morgen Zitronen zum Frühstück gegessen«, fügte Leo hinzu.
Doch die Aufmerksamkeit richtete sich schnell wieder auf Rosa, als sie mit einem Lächeln den Koffer öffnete, den sie vorsichtig aus dem Kofferraum gehoben hatte. Sie wollte den Menschen einen ersten Blick auf ihr kostbares Instrument gewähren, und als die Gitarre im Sonnenlicht funkelte, hielt gefühlt die gesamte Plaza den Atem an.
»Ist das …?« Mateo schnappte hörbar nach Luft, als Rosa das Instrument behutsam in die Hände nahm.
Die drei Freunde konnten selbst auf zehn Meter Entfernung sehen, was für ein Meisterwerk die Gitarre war. Auffällige rote und goldene Muster zogen sich wie tanzende Flammen über den dunklen Korpus. Die hauchzarten Markierungen erzählten von einer Handwerkskunst, die längst vergessen schien.
»Wow«, hauchte Leo. »Das Ding sieht aus, als hätte es magische Kräfte.«
»Vielleicht hat es das«, erwiderte Mateo leise, während er gebannt auf das Instrument starrte.
»Sie ist echt«, murmelte Cami ehrfürchtig. »Das ist die Gitarre aus der Werbung. Die, die mit Geld nicht zu bezahlen ist, weil sie so wertvoll ist.«
Rosa de la Vega, die die bewundernden Blicke bemerkt hatte, wandte sich lächelnd an die Kinder. »Hola! Ihr scheint ja sehr an der Gitarre interessiert zu sein.« Ihre Stimme klang warm und melodisch. »Wollt ihr sie euch einmal aus der Nähe ansehen?«
Leo, Mateo und Cami sahen sich kurz an, dann nickten sie wie auf Kommando.
»Das ist …« Cami machte als erste einen Schritt nach vorn. Ihre Hände zitterten leicht, als sie näher an das Instrument herantrat. »Das ist die schönste Gitarre, die ich je gesehen habe.«
»Vielen Dank.« Rosa hielt sie so, dass die Kinder die Details auf dem Instrument bewundern konnten. »Sie ist ein Erbstück meiner Familie. El Corazón de Fuego, das Herz des Feuers. Mein Urgroßvater hat sie gebaut.«
»Haben Sie damit schon viele Konzerte gespielt?«, fragte Leo neugierig.
Rosa lachte leise. »O ja. Sie hat mich durch ganz Spanien begleitet, durch Europa und sogar bis nach New York. Aber sie ist mehr als nur ein Instrument. Für mich ist sie ein Teil meiner Familie.«
»Wow«, flüsterte Mateo. »Wenn ich groß bin, baue ich auch so eine.«
»Das ist ein sehr strebsames Ziel«, sagte Rosa mit einem Augenzwinkern. »Aber ihr müsst wissen, dass sie nicht nur wertvoll ist, weil sie so alt und schön ist. Sie trägt Geschichten in sich. Die Geschichten meiner Familie, meiner Auftritte, meiner Träume.«
Die drei Freunde starrten weiter ehrfürchtig auf die Gitarre, bis Rosa schließlich sagte: »Passt gut auf eure Träume auf. Sie sind es, die euch einzigartig machen.«
»Das tun wir«, versprach Cami, ihre Stimme voller Ehrfurcht.
Die Freunde verabschiedeten sich von Rosa und beobachteten, wie sie gemeinsam mit dem Mann in Richtung der Bühne ging, nachdem die Gitarre wieder sicher verstaut war. Der Manager hielt den Koffer so fest, als trüge er Sorge, dass er jederzeit gestohlen werden könnte.
»Das war beeindruckend. Eine echte Berühmtheit hat sich mit uns unterhalten«, sagte Mateo schließlich.
»Beeindruckend? Das war episch!«, rief Cami.
Leo sagte nichts, aber in seinem Kopf formte sich ein Gedanke, der sich nicht abschütteln ließ: Was, wenn jemand tatsächlich versuchte, diese Gitarre zu stehlen?
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Am Abend war die Plaza San Lorenzo ein Meer aus Lichtern und Farben. Zwischen den Häusern hingen Lichterketten, die in allen Regenbogenfarben glitzerten. Der warme Schein von Lampions mischte sich mit den goldenen Strahlen der Straßenlaternen und tauchte den Platz in ein magisches Licht. Musik wehte durch die Luft, ein Mix aus Gitarrenklängen und fröhlichem Gesang. Dazu kamen die zahlreichen Gespräche der Menschen, die sich in Scharen versammelt hatten, um Rosa de la Vega spielen zu hören.
Leo, Cami und Mateo standen wie am Morgen bereits vor der Churrería und beobachteten das Treiben. Die Stimmung war ausgelassen und noch immer war das kostbare Musikinstrument das Gesprächsthema der drei Freunde.
»Wie viele Churros, denkt ihr, könnten wir mit dieser Gitarre kaufen?«, fragte Mateo und stopfte sich ein weiteres Teilchen in den Mund.
»Genug, um dich bis ans Ende deines Lebens durchzufüttern«, erwiderte Leo trocken. »Zum Glück machst du so viel Sport, sonst hättest du schon längst einen dicken Bauch, bei der Menge, die du verputzt. Einen Churro-Bauch!«, stieß er kichernd hervor.
Cami warf den beiden einen genervten Blick zu. Sie hatte ihre Drohne über die Plaza geschickt und betrachtete die Aufnahmen auf ihrem Tablet. »Könnt ihr mal still sein? Ich will sehen, was auf der Bühne passiert. Vielleicht entdecke ich etwas Cooles.«
»Cool? Was erwartest du? Dass ein Straßenkünstler jonglierend über den Marktplatz hüpft, auf einem Einrad, mit einer Ziege auf dem Kopf?« Mateo schnaubte.
Bevor Cami antworten konnte, verstummte die Musik abrupt. Hektisches Murmeln ging durch die Menge und die drei sahen auf. Im nächsten Augenblick tauchte Rosas Manager auf der Bühne auf. Er wirkte sichtlich aus der Fassung.
»Was ist los?«, fragte Leo und ließ den Blick über die Köpfe der Menschen schweifen.
»Etwas muss passiert sein«, mutmaßte Cami. »Das sieht nicht gut aus.« Hastig stopfte sie das Tablet in ihren Rucksack.
»Das Konzert fällt aus. Die Gitarre ist weg!«, erklang die Stimme des Managers plötzlich laut und deutlich von der Bühne. »Rosas berühmte Flamenco-Gitarre ist verschwunden! Sie wurde gestohlen.«
Ein Raunen ging über die Plaza. Menschen flüsterten miteinander, Köpfe drehten sich in alle Richtungen und einige hielten ihre Taschen fest, als hätten sie Angst, dass auch diese gemeinsam mit der Gitarre verschwinden könnten.
»Was hat er gesagt?«, fragte Mateo und versuchte, durch die Menge zu spähen.
»Die Gitarre ist gestohlen worden«, wiederholte Cami, ihre Augen vor Schreck weit geöffnet.
»Vielleicht hat sie nur jemand verlegt«, erwiderte Mateo. »Kommt, lasst uns nachsehen, was passiert ist.« Er begann, sich einen Weg zur Bühne zu bahnen.
Leo und Cami schlossen sich ihm an, und gemeinsam eilten die drei Freunde in die Mitte des Platzes, wo Rosa de la Vega gerade auf die Bühne trat. Ihre sonst so elegante Erscheinung wirkte beinahe zerbrechlich. Eine Hand hielt sie auf den Brustkorb gedrückt, während sie ihren Kopf hängen ließ.
»Es kann nicht sein!«, stieß sie laut hervor und ließ ihren Blick verzweifelt durch die Gegend schweifen. »Ich habe sie in meinem Hotelzimmer eingeschlossen. Niemand hätte Zugang haben dürfen!«
»Sind Sie sicher?«, ertönte eine Stimme aus der Menge.
»Natürlich bin ich sicher! Glauben Sie, ich bin nach-lässig mit dem wichtigsten Schatz meines Lebens?« Ihre Stimme klang verzweifelt und wütend zugleich.
Leo, Cami und Mateo waren mittlerweile bei der Bühne angekommen, als ein Streifenwagen auf der Plaza eintraf, dessen Rundumleuchte den Platz hell erleuchtete. Zwei Beamte in dunkelblauen Uniformen sprangen aus dem Fahrzeug und schoben sich durch die Menge auf sie zu. Rosa stand mit verschränkten Armen am Rand der Bühne, ihre sonst so anmutigen Bewegungen steif vor Sorge.
»Ich kann nicht einfach abwarten, bis die Polizei alles aufgenommen hat«, hörte Leo sie mit brüchiger Stimme zu ihrem Manager sagen. »Mein Auftritt ist in einer halben Stunde. Ohne die Gitarre …« Sie brach ab, als die Polizisten die Bühne betraten und auf Rosa und ihren Manager zugingen. Schnell entbrannte zwi-schen den Erwachsenen ein reges Gespräch.
Währenddessen fachsimpelten Leo und Mateo darüber, wer die Gitarre genommen haben könnte. Cami stand daneben und beobachtete die Szene auf der Bühne stillschweigend. »Wir müssen etwas tun«, flüsterte sie schließlich und unterbrach damit das Gespräch der Jungs.
»Was können wir schon machen?«, fragte Leo skeptisch, während sein Blick zwischen Cami und Mateo hin und her wanderte.
»Genau, die Polizei ist schon da«, mischte Mateo sich ein. »Die wissen, was zu tun ist.«
»Wirklich?« Cami zog eine Augenbraue hoch. »Glaubt ihr, sie finden heraus, wie der Dieb ins Hotelzimmer gekommen ist, obwohl die Tür abgeschlossen war?«
»Moment mal.« Leo runzelte die Stirn. »Woher weißt du das?«
»Rosa hat es eben der Polizei erzählt«, erklärte Cami und zog ihr Notizbuch aus dem Rucksack. »Sie war beim Abendessen im Hotelrestaurant. Als sie zurückkam, war die Gitarre weg, obwohl die Tür verschlossen war. Es gibt keine Einbruchsspuren.«
Mateo verschränkte die Arme. »Vielleicht hat sie einfach vergessen, die Tür richtig zuzumachen.«
»Oder jemand hatte einen Schlüssel«, entgegnete Cami. »Wie auch immer. Wenn wir uns beeilen, können wir vielleicht herausfinden, wie der Dieb hineingekommen ist, bevor alle Spuren verschwinden.«
»Und was ist, wenn er noch da ist?«, fragte Leo nervös.
»Warum sollte er das?«, erwiderte Cami unbeeindruckt. »Aber wir sollten uns beeilen. Wir können die Gitarre vielleicht nicht in der halben Stunde zurückholen, bis Rosas Konzert beginnt, aber wir können Hinweise sammeln und so hoffentlich erfahren, was mit ihr passiert ist.«
Mateo warf einen Blick zur Bühne, wo die berühmte Musikerin immer noch verzweifelt mit den Beamten sprach. »Okay, ich bin dabei. Aber nur, weil ich wissen will, ob wir wirklich eine Spur finden können.«
»Das war ja klar«, murmelte Leo.
Bevor sie sich in Richtung Hotel aufmachten, hörten sie, wie der Mann im Anzug, Rosas Manager, die Polizei fragte: »Das Hotelzimmer ist inzwischen versiegelt, oder?«
Der Beamte mit dem Notizblock schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Die Spurensicherung ist noch unterwegs. Wir haben gerade erst angefangen, Zeugen zu befragen. Priorität ist jetzt erstmal, ob wir Hinweise in der Umgebung finden.«
Der Manager nickte hektisch. »Ja, finden Sie diesen Dieb! Das Zimmer kann warten, da ist ja eh niemand drin.«
Cami, Leo und Mateo wechselten einen schnellen Blick. Dann machten sie sich entschlossen auf den Weg.
Kaum hatten sie die Plaza verlassen, machte sich das Gefühl bemerkbar, dass sie nicht allein waren. Ein leises Miauen ließ sie innehalten.
»Pepa?«, fragte Leo und drehte sich um. Die getigerte Katze mit ihrem auffälligen Halsband saß lässig auf einer niedrigen Mauer und fixierte sie mit ihren goldenen Augen, die im Licht der Straßenlaternen aufblitzten.
»Was macht sie hier?«, kam es von Mateo.
Cami grinste. »Vielleicht hat sie beschlossen, uns zu helfen.«
»Oder sie hofft, wir haben etwas für sie zum Fressen«, murrte Leo. Schließlich war Pepa ein täglicher Gast in der Churrería und erschnorrte sich jedes Mal ein Leckerli bei ihm.
Doch Pepa sprang nur mit einem eleganten Satz von der Mauer und setzte sich in Bewegung.
»Also gut«, erklang es von Cami entschlossen. »Dann finden wir mal heraus, wer die wertvolle Gitarre an sich genommen hat.«
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